Freitag, 30. Oktober 2009

„Frustbewältigung“ im Schwimmbad

Diese Woche lief in der Sprachschule nicht so wirklich gut. Obwohl wir schon 50 Seiten hintendran sind werden wir scheinbar immer langsamer. Dafür lernen wir Liedchen und machen – was eine Hausaufgabe sein könnte – in der Schule, incl. ausführlicher Nachbesprechung. Ich muss da noch ziemlich an meinem Effizienz-Denken arbeiten, das funktioniert hier einfach nicht.

Beziehung ist das was zählt – und Beziehungen haben wir gepflegt.

Unser polnischer Priester (Klassenkamerad von Britta und mir) hat einen Ausflug nach Adventure City organisiert. Und so sind die beiden Klassen (Chibemba und Nyansha) fast vollzählig ins Freibad gefahren.

Es war ein schöner Nachmittag – fast ohne Bemba. Wir hatten jede Menge Spaß miteinander – auch wenn unsere Gruppe die einzigen Weisen im Schwimmbad waren. Prompt wollten sich ein paar Mädels gemeinsam mit Britta fotografieren lassen – für das persönliche Fotoalbum. Wenn da mal keine Starallüren aufkommen. Dem haben wir dann aber am Samstag mit einem Haushaltsarbeitstag entgegengewirkt (putz, kochen, backen, Wäsche waschen). Und schon waren wir wieder auf dem Boden angekommen.

Zunächst gab es ein gemeinsames Mittagessen - über die Mauer im Hintergrund kommen immer wieder mal Kinder und Jugendliche geklettert, die sich den Eintritt nicht leisten können oder wollen...

Unsere Gruppe war immer und überall leicht zu erkennen. Aber in der Gruppe ist das dann gar nicht mehr so schlimm. Wir hatten unseren Spaß!

Am Besten klein Anfangen

Von wegen klein Anfangen. Ich wurde von meinem Feldleiter schon vorgewarnt, die Zeit in der Hauptstadt ist zum Sprachelernen, ich könnte ruhig auch mal predigen, aber ich soll mich nicht zu tief in die Gemeindearbeit hineinziehen lassen – das hat dann später seinen Zeit.

Dann kam die Anfrage ob ich nicht ein Tageseminar für Gemeindeleiter halten könnte. Ich hatte gehofft, das Ganze umgehen zu können, aber diverse Umstände waren gegen mich. Ich habe es nur noch geschafft die Sache zu reduzieren. Einen halben Tag – drei Stunden.

Wie gut, dass man in Liebenzell eine Abschlussarbeit schreiben muss. In meinem Fall war das Thema: Gemeindeleitung in den Pastoralbriefen (1/2 Tim & Tit). Also hatte ich schon mal 44 Seiten intensiv ausgearbeitetes Material und musste nicht alles hier vor Ort vorbereiten – leider waren die ganzen Aufschriebe auf Deutsch.


Jetzt aber zum Eigentlichen: Der Tagesablauf

8.30 Uhr Vereinbarter Zeitpunkt zu dem wir abgeholt werden sollen

8.50 Uhr wir werden abgeholt

9.00 Uhr geplanter Beginn des Seminars

9.05 Uhr wir (District-Chairman, Britta und ich) kommen an

9.15 Uhr der erste Teilnehmer kommt

9.35 Uhr der zweite Teilnehmer kommt

9.45 Uhr wir fangen an zu singen

10.00 Uhr das Seminar beginnt mit 8 von 30 angekündigten Teilnehmern. Was mir entgegenkommt ist, dass ich übersetzt werden muss (von Englisch in Nyansha – nicht Bemba!). Das verschafft mir immer ein wenig Zeit um meine Gedanken zu sortieren, die deutschen Aufschriebe zu überfliegen und ins Englische zu übersetzen.

12.30 Uhr ich beende mein Seminar mit ca 12 Teilnehmern. Es folgt eine halbstündige Fragerunde, in der mir genau die Fragen gestellt werden, vor denen ich im Vorfeld von meinem Feldleiter gewarnt wurde (Was passiert wenn sich die Kinder nicht benehmen? Wie gehen wir mit Alkohol um? Usw. ).

13.00 Uhr Mittagspause: Hühnchen, Gemüse, Reis – das erste Mal eine scharfe Soße. Hat richtig lecker geschmeckt. Kochen können die sambischen Frauen auf jeden Fall!

14.00 Uhr zweiter Teil des Seminars. Ein einheimischer Pastor übernimmt und spricht über Hingabe in der Leiterschaft.

16. 00 Uhr geplanter Beginn der Tauffeier im öffentlichen Schwimmbad

16.10 Uhr Ende des Seminars, leichte Verwirrung, weil es mit dem Transport zum Schwimmbad Probleme gibt.

17.15 Uhr alle sind im Schwimmbad angekommen.

17.30 Uhr die Tauffeierlichkeit beginnt – im Kinderplanschbecken.

18.15 Uhr wir sind wieder aus dem Schwimmbad raus und werden nach Hause gebracht.


Wow was für ein Tag…

Montag, 19. Oktober 2009

Verschlüsselte Botschaft oder Selbsteinschätzung

Aus unserem Sprachschulalltag: Die Klasse mit den fünf fleißigen Schülern ist versammelt. Der Lehrer (Mr. Kaunda oder Patricia) steht an der Tafel und erklären irgendetwas von den vielen Dingen die wir über Bemba noch nicht wissen.

Die Tür geht auf und Mr. XY (Name von der Redaktion geändert) steht in der Tür. XY ist berüchtigt. Er kann Chibemba und er will sein Wissen an den Mann bringen. Zu dieser an sich hilfreichen Kombination kommt fataler Weise hinzu, dass er keinen Respekt vor der Autorität eines Lehrers oder dem Wunsch nach strukturiertem Lernen diverser Studenten hat. Er drängt sich also an die Tafel und fängt an zu schreiben.

Heute zwei ganz besonders wichtige Worte ohne die man im Bembaland nicht überleben kann:

Fikafundisha: respektlose Anrede für einen Lehrer

Fya cabe cabe fikafundisha (frei Übersetzt): ein nutzloser Pauker

Ca. fünf Studenten haben sich vor lachen auf den Boden geworfen und sich laut lachend den Bauch gehalten – zumindest in Gedanken. Nachdem Herr XY sichergestellt hatte, dass jeder diese Vokabel beherrscht, hat er sich auf den Weg ins nächste Klassenzimmer gemacht. Wir Schüler waren uns dann in der nächsten Pause nicht ganz einig. Wollte Herr XY damit unseren Lehrer beleidigen oder war es seine Art sich für seinen schlechten Unterricht zu entschuldigen…

Nach dieser eher humorvolleren Episode nun zum Ernst des Lebens. Britta hat wieder Schwierigkeiten mit dem Atmen. Das Cortisonspray wirkt nicht mehr so, wie es das am Anfang getan hat. Bitte betet mit uns darum, dass Britta wieder ganz gesund wird.

Freitag, 16. Oktober 2009

Aber bitte ned ganz so kurz

Da wollte ich natürlich auch nicht nachstehen. Rock brauch ich nicht, also hab ich gedacht lasse ich mir in diesem Township meine Haare schneidern.

Township ist der Ort an dem so gut wie keine Weißen aufkreuzen und Servicedienstleistungen ziemlich günstig sind.

Also haben wir uns von der (guten) Schneiderin zu einem Barber-Shop bringen lassen. Der Besitzer war gerade nicht da, also haben wir uns einfach mal hingesetzt und kurz gewartet. Nach wenigen Minuten war er da und hat seine Arbeit begonnen.

Jetzt das Wichtige. Der Preis wird im Voraus verhandelt – wenn man keine Ahnung hat was eine Leistung wert ist, dann bezahlt man bis zum fünffachen. Aber ich hatte mich erkundigt: Nicht mehr als 5 Pin – also ungefähr 80 Euro-Cent.

Er hat aber gemeint – mein Haar wäre anders, das wäre teurer. Ich hab gelacht und gesagt OK, wenn ich mit der Arbeit zufrieden bin, dann bekommt er die geforderten 10 Pin (sicherheitshalber hatte ich aber auch schon mal ne Mütze im Rucksack mit dabei).

Er hat seine Sache recht gut gemacht – nur die Absprache, "bitte ned ganz so kurz" muss auf sambisch wohl etwas anderes bedeuten als in deutschen Maßstäben.

Als mein Friseur nämlich feststellte, dass ein gerader Haarabschluss ohne Schere und freihändig gar nicht so einfach ist, hat er seine Maschine aufgesetzt und mit dem Aufsatz, der für die Seite bestimmt war einfach einmal durchgezogen. Tatsachen waren geschaffen, er hat sein Werk vollendet, mein Haar liebevoll mit Methanol eingepinselt und war am Schluss sogar noch zu einem Gruppenfoto bereit:

Immerhin: Er hat mir dann versprochen, beim nächsten Mal bekomme ich dann auch einen Freundschaftspreis

Dienstag, 13. Oktober 2009

Praktizierte Assimilation

Neben Sprachschule – die gleichzeitig auch Kultur-, Flexibilitäts- und Geduldsschule ist - lernen wir auch praktisch. Britta hat sich ein paar Chitenge eingekauft (bunte Stoffe ca 1x2m). Eine Bekannte einer Bekannten wurde uns als Schneiderin vorgestellt. Wir haben sie besucht. Ihre Schneiderei war ein 3x3m „großer“ Raum. Aber immerhin, die Nähmaschine war schonmal elektrisch (wäre aber in Deutschland vermutlich nicht einmal im Schulunterricht zu gebrauchen).

Aber die Röcke, die sich Britta hat nähen lassen waren 1a. Sieht richtig gut aus:

Als Herausforderung für deutsche Shopping-Einzelkämpferinnen: Britta hat ihrer vier individuell angefertigten Röcke für insgesamt 24 Euro bekommen (inklusive Unterfutter)

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Das ham wir uns verdient ...

Die erste Woche in der Sprachschule ist nun vorbei. Wir sind zu fünft Paul aus Polen, Hope aus Ghana, Marian aus England und die Hertlers.

Hope und Paul sind „alte“ Vertraute. Sie haben mit uns auch schon den Kurs für Sambia-Neuankömmlinge gemacht. Eine nette Gruppe und auch unsere Lehrer sind soweit ganz gut – sie sind sich nur noch nicht ganz einig wie der Unterricht ablaufen soll und was in welcher Reihenfolge unterrichtet werden soll – aber das wird sich schon noch einspielen.

Nach der ersten Woche haben wir uns selbst belohnt. Britta hat einen riesigen Lappen Rindfleisch in die Pfanne geworfen (nachdem wir ab 19.30 Uhr wieder Strom hatten). Dazu gab’s dann noch Nudeln und Tomaten. Als Vorspeise gab es – wegen dem Stromausfall - leicht angetautes Schokoeis.

Heute haben wir einen neuen Kurzzeitler am Flughafen abgepasst. Er hat Medizin für Britta mitgebracht. Mit diesem Spray sollten die Atembeschwerden entgültig erledigt sein.

Herzlichen Dank für alle Gebete – wir hoffen, dass Britta in der Regenzeit dann dieses Spray vielleicht auch noch absetzten kann und es mit dem Atmen wieder ganz normal wird.