Unsere Besuche im Krankenhaus gehen weiter. Zunächst war Noah dran. Er ist beim spielen im Garten abgestürzt und hat sich die Lippe aufgeschlagen - nach zwei Stichen war der größte Schaden behoben und mittlerweile lösen sich die Fäden schon wieder auf. Nur Aunti (Tante) Pauline - eine holländische Ärztin und Freundin - ist nun nicht mehr Noahs beste Freundin. Er hatte von ihr ein Holland-Trikot geschenkt bekommen und sie dafür ganz tief in sein kleines Herz geschlossen - das funktioniert wahrscheinlich auch nur mit Missionarskindern. Von meinem holländischen Kollegen wurde ich dafür ausgelacht, dass mein Sohn nun ein solches Trikot anzieht. Allerdings beruht das auf Gegenseitigkeit, sein Sohn liebt auch sein Deutschlandtrikot... Wie dem auch sei, die zwei Stiche in die Lippe haben die Freundschaft ein wenig abkühlen lassen.
Jetzt aber zum eigentlichen Thema: Britta war ebenfalls im Krankenhaus. Wir freuen uns, dass wir, so Gott will, im August unser drittes Kind bekommen werden und Britta hat sich in die normale sambische Geburtsvorbereitung mit eingeklinkt. Hier ein paar ihrer Erfahrungen vom ersten Besuch:
Geburtsvorbereitung ist Dienstag und Donnerstag. Aber nur am Dienstag werden die Daten im PC erfasst. Also musste Britta ein zweites Mal kommen, weil das Maß an nicht vorhandener Flexibilität selbst Doktor Paulin nicht bewusst war, als sie Britta die Termine gab.
Als Britta dann in den Raum kam, in dem die schwangeren Frauen warteten, war die erste Reaktion: "Du bist hier falsch!" - "Aber, ich bin doch auch schwanger!" - "Oh, du bist schwanger? Na dann bist Du richtig!" - es hat sich wohl schon herumgesprochen, dass weiße Frauen nicht so viele Kinder haben wie sambische...
Dann bekam Britta einen Rüffel, wo denn ihr Mann wäre. Die Antwort: "Sie haben mir nicht gesagt, dass ich meinen Mann mitbringen soll." Wurde dann als aufmüpfig eingestuft und es kam sofort zur nächsten Verwarnung: "Bitte bedenken Sie, wie Sie hier antworten." Britta hat dann aber sofort zum Ausdruck gebracht, dass Sie versteht, dass es wichtig ist, dass die Männer auch mit eingebunden werden. Aber ihr Mann würde sich um die Kinder kümmern und sogar die Windeln wechseln - was dann allgemeines "bewunderndes" Raunen in der Menge ausgelöst hat.
Von da an wurde es besser und Britta hatte einen riesen Spaß und war manchmal geschockt, weil alles öffentlich abläuft: Eine Frau ist mit 19 Jahren zum zweiten Mal von einem verheirateten Mann schwanger, das allseits beliebte Quiz, wann wurde ich geboren und was sind die Geburtsdaten meiner Familie - besonders spannend in der Variante "der Vater antwortet". Auch das Ein-Finger-Adler-Such-System mit dem die Angaben in die Tastatur geklopft werden ist zunächst unterhaltsam, dann aber eben auch ziemlich zeitraubend.
Ein Schwerpunkt wir auf den HIV Test gelegt. Brittas Vertrauen in meine Treue und damit verbunden die Gewissheit, dass sie selber negativ sein würde, wurde mit größter Verwunderung wahrgenommen: "Man kann sich da auf keinen Fall sicher sein!" Die Krankenschwester hat dann auch promt versucht die Bekanntgabe des Ergebnisses etwas spannender als nötig zu gestalten - ohne aber Britta in ihrer Gewissheit erschüttern zu können. "Wie können sie da so sicher sein?"
Nach ungefähr sechs Stunden war dann der erste Teil vorbei und jede der Frauen bekam eine - jetzt bitte festhalten - Chipkarte!!!! ausgehändigt. Selbstverständlich mit einer persönlichen Einführung in den Transport und die Lagerung eines solchen High-Tech-Gerätes.
So sehr Fortschritt und Entwicklung auf der einen Seite eine tolle Sache sind, so weit sind diese Dinge aber manchmal auch von den Menschen entfernt, die in einem Haus mit Grasdach leben und ihr tägliches Essen auf Holzkohle zubereiten. Britta wird dann beim nächsten Mal sehen wie viele der Karten wieder auftauchen und wie viele davon noch funktionsfähig sind - hoffentlich wird unsere eine von diesen sein... - To be continued/Fortsetzung folgt!
Samstag, 14. Februar 2015
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